...auf Religion
Kinder brauchen das Gefühl der Geborgenheit und des Gutaufgehoben-seins, das Gefühl, ein geliebtes und wertvolles Menschenkind zu sein. Üblicherweise finden kleine Kinder dies bei ihren Eltern. Sie wissen, die Eltern sind immer für sie da, und wenn es Probleme gibt, brauchen sie nur zu ihnen hinzulaufen. Je größer sie werden, desto häufiger machen sie die Erfahrung: Auch Eltern können nicht alles heil machen, was kaputt gegangen ist.
Es funktioniert nicht mehr, dass die Mama nur pusten muss, und schon fliegt das „Aua“ weg. Aber auch größere Kinder brauchen die Hoffnung, dass sie ihr Leben bestehen können, was auch immer geschieht.
Was bleibt, wenn Eltern von pubertierenden Jugendlichen „schwierig“ werden? Was hilft dann der Seele? Es gibt keine bessere Hilfe als das Vertrauen auf einen Gott, der sagt „Ich stehe dir zur Seite“. Im 38. Psalm heißt es: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“. Das ist kein Aufruf zu unbedachtem Leichtsinn, sondern die Zuversicht, Probleme bewältigen zu können, auch wenn aktuell noch keine Lösung in Sicht ist.
Solches Vertrauen auf Gott macht lebenstüchtig. Aber es fällt nicht vom Himmel. Es muss eingeübt werden ebenso wie englische Vokabeln und die Fähigkeit, den Fußball gezielt ins Eckige zu schießen. Um Gottvertrauen einzuüben, beten Eltern mit ihren kleinen Kindern beim Zubettgehen, deshalb gibt es Einschulungsgottesdienste und den Religionsunterricht, die Kinderkirche und auch den Konfirmandenunterricht. Denn was helfen die besten Noten und der sportlichste Körper, wenn die Seele nicht weiß, woran sie glauben soll?
Religiöse Erziehung ist nicht nur das Weitergeben einer alten Tradition und auch nicht nur die Erziehung zu einem „anständigen“ Menschen. Es ist die Erziehung zu einem Menschen mit einer starken Seele, die den Stürmen standhält, die im Leben auf einen warten. Dafür sollte Zeit sein neben Englisch, Mathe, Sport und Musik und was sonst alles auf dem Terminkalender von Kindern und Jugendlichen steht.
Ihr Wolfgang Dressel